Wie gesund ist die Milch?

Milch gilt allgemein als ausgesprochen gesund, ja sogar als unverzichtbar. Eigentlich erstaunlich, wenn man sich überlegt, dass nur der Mensch systematisch die Muttermilch einer anderen Tierart trinkt, noch dazu im Erwachsenenalter. Schließlich dient Kuhmilch ursprünglich der Ernährung von Kälbern und unterscheidet sich in der Zusammensetzung stark von der menschlichen Muttermilch (beispielsweise enthält sie mehr als doppelt soviel Eiweiß). Umso erstaunlicher wird die Situation, wenn man bedenkt, dass weltweit 2/3 der Erwachsenen Menschen eine Milchzuckerunverträglichkeit aufweisen.

Was also steckt hinter dem Mythos von der gesunden Milch?

Diabetes

Diabetes bei Kindern und Jugendlichen ist oft auf Kuhmilcheiweiß zurückzuführen. Das Immunsystem des Körpers reagiert auf das Milcheiweiß, und dadurch erhöht sich das Risiko, an Jugenddiabetes zu erkranken. Auch Altersdiabetes wird mit einem hohen Anteil tierischen Eiweißes in der Nahrung in Zusammenhang gebracht (vgl. [3] Kap. 9: “Milch und Diabetes”).

In Ländern mit einem sehr niedrigen Milchkonsum (z.B. Japan) ist das  Risiko an Diabetes zu erkranken minimal. Hingegen haben Länder, in denen viel Milch getrunken wird, die meisten Diabetes-Erkrankungen aufzuweisen.

Osteoporose

Osteoporose ist eine Knochenkrankheit, bei der die Knochendichte abnimmt. Kalzium ist wichtig für den Aufbau und Erhalt der Knochen, und Milch enthält viel Kalzium (Hauptursache für das gesunde Image der Milch). Nur hat die Sache einen Haken: Eine Ernährung mit vielen tierischen Proteinen begünstigt die Kalziumausscheidung. Der Mensch nimmt also über Milchprodukte Kalzium auf, scheidet dieses aber teilweise durch andere Bestandteile der Milch wieder aus.

Bei der Verdauung von tierischem Protein (wie dem Milcheiweiß) entsteht Phosphorsäure. Zur Neutralisation der Phosphorsäure benötigt der Körper Kalzium. Da hierzu oft mehr Kalzium, als in der Milch vorhanden ist, benötigt wird, schwämmt der Körper sogar Kalzium aus den Knochen aus. Der hier beschrieben Effekt wurde bereits 1920 wissenschaftlich dokumentiert [1].

So kommt es dazu, dass bei Menschen, die an Osteoporose erkrankt sind, sich diese Krankheit durch den Milchkonsum weiter verschlimmert. Menschen, die weitgehend auf Milch verzichten, haben eine höhere Knochendichte (vgl. [2] Kap. 10 bzw. , [3] Kap. 7) und haben seltener Hüftknochenbrüche.

Das Diagramm zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Hüftknochenbrüchen und der Art des Proteins in der Nahrung besteht. Mit steigendem Anteil des aufgenommenen pflanzlichen Proteins  - gegenüber tierischem Protein - nimmt die Anzahl an Brüchen exponentiell ab. 

Grünes Blattgemüse, Samen und Nüsse, Sojabohnen, Tofu und auch hartes Leitungswasser enthalten Kalzium – dieses kann mindestens genauso gut oder sogar noch besser vom Körper aufgenommen werden (vgl. zum Beispiel Nährwerttabelle der Veganen Gesellschaft österreich).

Neben Kalzium ist Vitamin C und Magnesium für den Knochenaufbau wichtig. Vitamin C ist ausreichend in Obst und Gemüse enthalten. Lebensmittel mit hohem Magnesiumgehalt sind Nüsse, Geteide, Hülsenfrüchte, Mandeln und Kakao.

Laktoseintoleranz

Bei einer Laktoseintoleranz (auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt) ist der Körper nicht in der Lage, Laktose zu verdauen. Grund dafür ist eine fehlende oder geringe Produktion des Verdauungsenzyms Laktase. Laktase wird von allen Säugetieren während der Stillzeit gebildet. Danach geht die Laktaseproduktion auf ein Minimum zurück, da der Körper diese Fähigkeit nicht mehr benötigt. Etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung sind laktoseintolerant – wobei die Intoleranz keine Krankheit, sondern ein ganz natürlicher Vorgang ist. Nur ein Teil der Angehörigen einiger Populationen – von Menschen in Kulturen, die seit cirka 9.000 Jahren Milchwirtschaft betreiben – entwickelt auch im Erwachsenenalter genug Laktase, um Milchzucker verdauen zu können.

In Deutschland haben etwa 15% der Bevölkerung eine Laktoseintoleranz (siehe Tabelle in Wikipedia); in Südostasien sind es 98% und in China 94%. Selbst in einzelnen Ländern ist die Laktoseunverträglichkeit sehr unterschiedlich ausgeprägt: während sie nur bei 17% der Menschen in Nordfrankreich vorhanden ist, liegt der Anteil bei in Südfrankreich lebenden Menschen bei 65%.

Der Konsum von Milchprodukten und in Fertigprodukten enthaltenem Milchzucker verursacht bei Menschen mit Laktoseintoleranz Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Für Quellen und mehr Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Laktoseintoleranz

Säuglingsernährung

Die menschliche Muttermilch ist genau so zusammengesetzt, dass sie das Immunsystem des Kindes aufbaut. Die Kuhmilch ist analog genau auf die Gesundheit des Kalbes zugeschnitten. Für Menschenkinder ist Kuhmilch sehr viel weniger geeignet und schlechter verträglich, da die Verdauung des Kindes auf Menschenmilch eingestellt ist. Die Eiweiße der Kuhmilch begünstigen die Entstehung von Allergien wie Neurodermitis. Viele allergiekranke Kinder konnten durch eine tiereiweißfreie Ernährung eine deutliche Linderung erfahren (vgl. Spiller 1996, Kap. 3: “Der deutliche Unterschied: Frauenmilch – Kuhmilch”).

Mittlerweile empfehlen sogar praktisch alle Kinderärzte, die Kuhmilch im späteren Lebensalter für unbedenklich halten, im ersten Jahr des Kindes keine Kuhmilch zu füttern. Sollte das Stillen durch die Mutter nicht möglich sein, raten sie zu “Säuglingsnahrung”, also einem Fertigprodukt, das mit viel Aufwand zur Nachahmung menschlicher Muttermilch maßgeschneidert wurde (vgl. z. B. www.kindergesundheit-info.de).

Multiple Sklerose (MS)

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und wird seit einigen Jahren mit Diabetes und Milch in Verbindung gebracht.

Das Diagramm zeigt das Verhältnis zwischen auftretenden Erkrankungen an Multiples Sklerose und dem Konsum von Kuhmilch. Auch wenn die statistischen Daten auf einen Zusammenhang deuten sind sie kein Beweis hierfür. Die genaue Ursache ist bis heute nicht gefunden.

Morbus Chron

Einige aktuelle Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang von Milch und Milchprodukten mit der chronischen Darmentzündung “Morbus Chron” hin: Übersicht, neue Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Quellen:

  • [1] Barzel U.S. "Acid loadingandosteoporosis." J. Am. Geriatr. Soc. 30 (1982): 613
    Sherman HC. "Calcium requirement for maintenance in man." J. Biol. Chem. 39 (1920):  21-27
  • [2] Colin T. Campbell: The China Study: The Most Comprehensive Study of Nutrition Ever Conducted and the Startling Implications for Diet, Weight Loss and Long-term Health, Benbella Books, 2006, Amazon-Link
  • [3] Wolfgang Spiller, "Macht Kuhmilch krank?", 1996, Amazon-Link

 

Weiterführende Informationen:

Eine gesunde vegane Ernährung ist hingegen sehr leicht möglich. Viele einfache Tipps finden sich zum Beispiel im V-Heft.